Jazz - Zodiac - The Music of Cecil Payne
Man kann unmöglich über dieses Album reden, ohne das darüber schwebende Gespenst des Todes zu erkennen – es ist nicht nur das dritte der Dolphy Serie von Strata-East Records, eine Zusammenstellung von Archiv-Aufnahmen, die den kurz zuvor verstorbenen Multi-Instrumentalisten ehrt, der mit dem Label eng verbunden war;
Man kann unmöglich über dieses Album reden, ohne das darüber schwebende Gespenst des Todes zu erkennen – es ist nicht nur das dritte der Dolphy Serie von Strata-East Records, eine Zusammenstellung von Archiv-Aufnahmen, die den kurz zuvor verstorbenen Multi-Instrumentalisten ehrt, der mit dem Label eng verbunden war; es ist zudem den beiden Mitgliedern der Band, Wynton Kelly und Kenny Dorham, gewidmet, die in dem Zeitraum zwischen den Aufnahmen und dem Erscheinen des Albums verstarben. Als wäre das nicht genug, wird es eröffnet mit einem Stück, das Payne Martin Luther King Jr. gewidmet hat, welches de facto als Solo für Dorham daherkommt – dessen Spiel voll rosiger Eleganz und königlicher Wärme ist – ehe die Musik zum leichteren (wenn auch im gleichen forschen Tempo) "I Know Love" übergeht, einem Schaustück für Paynes Saxophon. Auch wenn es sich nicht um das düsterste Jazzstück handelt, das je aufgenommen wurde, ist dieses Eröffnungsstück eine Angelegenheit von gedrückter und kummervoller Stimmung; aber glücklicherweise nimmt das Album an Fahrt auf und zeigt diese Musiker während der restlichen Zeit mehr in ihrem Element.
"Girl, You Got A Home" ist ein funkiges Stück, das sehr gefühlvoll beginnt mit einem engen Wechselspiel innerhalb der Rhythmussektion zwischen Kelly, dem Bassisten Wilbur Ware und dem Schlagzeuger Albert Heath. Ware ist hier besonders gut in Form, er verbindet die ungleichen Passagen miteinander, indem er die schwerfälligeren Momente in tiefstem Funk erdet, wohingegen Kellys Spiel einen durch die Art gefangen nimmt, wie er auf sein Klavier einsticht, als wäre es eine Orgel. Da die ersten beiden Stücke zusammen ca. 20 Minuten dauern, erscheint das vierminütige "Slide Hampton" unglaublich kurz, wobei diese Empfindung noch durch den schnellen, nervösen, ansteckenden Rhythmus verstärkt wird, angetrieben von Kellys enormer Fingerfertigkeit. Das letzte Stück, "Flying Fish", ist vielleicht das Highlight dieses Albums, eine karibisch inspirierte Komposition, die der Rhythmus-Abteilung die Rolle einer flüchtigen Grundlage zuweist, auf der sowohl Payne als auch Dorham improvisieren können. Das Stück wirkt merkwürdig tanzbar für eine Veröffentlichung von Strata-East, für dieses Label vielleicht der fröhlichste Moment überhaupt, dazu gnadenlos schnell.
Obwohl diese Veröffentlichung sich zu einem Teil durch die Todesfälle definiert, die ihr vorausgegangen waren, ist es eindeutig so, dass der Zeitraum der Aufnahmen offensichtlich allen Beteiligten großes Vergnügen bereitet hat, da ihr Enthusiasmus und Energie aus den Lautsprechern heraus förmlich anspringen. Dies ist eine der ersten Strata East Platten, in die ich mich so richtig hineingehört habe und sie zählt nach wie vor zu meinen Lieblingen; jeder Fan der unbeständigeren Zeiten von Dorhams oder Kellys Karriere sollte sie unbedingt anhören – und es handelt sich zudem auch um eine angemessene Würdigung dieser beiden meisterhaften Musiker.
Kenny Dorham (tp); Cecil Payne (bs, as); Wynton Kelly (p); Wilbur Ware (b); Albert Kuumba Heath (dr)
Weitere Angaben:
Publikationsdatum: 2022-04-06 14:01:52
Tonträgertyp: 180g Vinyl, LP
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