Jazz - Eddie “Lockjaw” Davis - Love Calls
Denkt man an 'Lockjaw' Davis, dann denkt man in neun von zehn Fällen auch gleichzeitig an Count Basie. Man denkt an Paul Gonsalves und es passiert das Gleiche: man denkt auch an Duke Ellington. Oder anders gesagt, die Top-Tenorspieler der Top Big Bands; Musiker der Top-Liga, bei denen der Wettstreit am heftigsten ist.
Denkt man an 'Lockjaw' Davis, dann denkt man in neun von zehn Fällen auch gleichzeitig an Count Basie. Man denkt an Paul Gonsalves und es passiert das Gleiche: man denkt auch an Duke Ellington. Oder anders gesagt, die Top-Tenorspieler der Top Big Bands; Musiker der Top-Liga, bei denen der Wettstreit am heftigsten ist. Trotzdem gibt es hier weder Kampf noch Wettbewerb oder den Versuch, den anderen zu übertrumpfen, was die Geschwindigkeit betrifft.
Wer die beiden Männer nur vom Hörensagen kennt, mag Bedenken haben in Bezug auf die Zwei als ernsthafte Musiker. Beide haben eine Reputation in Bezug auf Verwegenheit, wenn auch in verschiedener Weise. Davis hat nie gezögert, den Kampf mit den frenetischsten Interpreten aufzunehmen, mit jenen, die über Leichen gehen würden, um zu gewinnen, und die verloren haben – gegen ihn. Gonsalves hingegen war der Held einer der großen Nächte der Jazzgeschichte, bei der er 1956 in Newport siebenundzwanzig wilde, stampfende Refrains zu Duke Ellingtons "Diminuendo And Crescendo In Blue" spielte.
Jazzmusiker werden schnell typisiert, so dass das Publikum ausschließlich die stetige Wiederholung einer bestimmten Facette ihres Könnens verlangt. Das ist auch den beiden Männern widerfahren, die auf diesem Album präsentiert werden, auf dem die andere Seite ihrer musikalischen Persönlichkeiten im Blickpunkt steht. Obwohl beide ihren jeweiligen höchst individuellen Stil entwickelt haben, war für beide die ursprüngliche Quelle ihrer Inspiration ein Meister der Ballade – Ben Webster im Fall von Davis, Coleman Hawkins bei Gonsalves.
Ihre verschiedenen Herangehensweisen an die Ballade machen diese Aufnahme durchwegs interessant und überraschend. Beide sind gefühlvoll und beide sind auch rhapsodisch. Aber Davis spielt mit klarer, souveräner Artikulation, mit Begeisterung im Klang und Biss in der Phrasierung. Generell ist er der treibendere und leidenschaftlichere der Beiden. Andererseits ist der Stil von Gonsalves gewundener, anzüglich und weniger direkt. Seine erfindungsreiche Lyrik ist zarter und oft melancholisch, sein Klang akkurat und fein abgerundet.
Das gehauchte Subsemitonium, das Gonsalves so gut zu verwenden versteht, gibt dem Ganzen eine seltsam vertrauliche und intime Dimension, wie das musikalische Äquivalent einer geflüsterten Indiskretion oder eines delikaten Vorschlags. Aber beide Männer wechseln sehr gewandt zwischen diskret und gewagt. Ihr gegenseitiges Verstehen ist zeitweise wirklich frappierend, weil sie bis dahin noch nie gemeinsame Aufnahmen gemacht hatten und die Vorbereitung vor den Sessions minimal gewesen war. Im Studio kam ihnen ihre langjährige Professionalität zugute, genau wie die der sie begleitenden Musiker, deren Geschmack und Empfindunsvermögen so viel zum Reiz dieser Aufnahme beitragen. Ohne je aufdringlich zu wirken, sind Hanna und Barksdale von stets genau hinhörender Unterstützung und schnell dabei, die Gedanken der beiden Solisten hinauszuzögern oder zu betonen.
Eddie 'Lockjaw' Harris, Paul Gonsalves (ts); Roland Hanna (p); Everett Barksdale (g); Ben Tucker (b); Grady Tate (dr)
Weitere Angaben:
Publikationsdatum: 2022-04-04 13:37:43
Tonträgertyp: 180g Vinyl, LP
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